"Mein Wunsch ist es, dass in jedem Dorf gelernt wird"

Issa Traoré, Bürgermeister der Gemeinde von Yelekelebougou

Interview mit Issa Traoré, dem Bürgermeister der ländlichen Gemeinde Yelekelebougou in Mali am 4. Februar 2021.

Warum ist Erwachsenenbildung wichtig für die Gemeinde Yelekelebougou?

Die Erwachsenen- und Jugendbildung ist für die Gemeinde wichtig, da die Einschulungsrate sehr niedrig ist. Von den 20.000 Einwohnern der Gemeinde waren 2.500 Erwachsene nie oder fast nicht in der Schule und können nicht lesen und schreiben. Dieser alarmierender Zustand ist für uns als Hauptverantwortliche für Bildung auf kommunaler Ebene von großer Bedeutung. Deshalb waren wir bereit, Bildungsalternativen wie Alphabetisierungszentren für Menschen einzurichten, die formal zu alt sind, um in die Schule zu gehen. Es geht nicht darum, dass sie Minister oder Schriftsteller werden, sondern darum, dass sie lernen, um ihren Alltag besser zu bewältigen.

Was ist die größte Herausforderung für die Alphabetisierung von Erwachsenen hier in Yelekelebougou?

Die größte Herausforderung ist der Mangel an Personal und Infrastruktur. Die zweite Herausforderung ist, dass die Gemeinde sich die Alphabetisierung zu eigen macht. Die Lernenden sind alle Familienoberhäupter und sie sind für die Ausbildung ihrer Kinder verantwortlich. Deshalb haben sie sich in Alphabetisierungskurse eingeschrieben, um ihren Kindern oder ihren Frauen das Lesen und Schreiben beizubringen. Sobald sie lesen und schreiben können, werden ihre Frauen und Kinder in der Lage sein, Berufe zu erlernen, autonom zu werden und das Familieneinkommen auf verschiedene Schultern zu verteilen.

Was tun Sie als Bürgermeister, um in der Kommune das Bewusstsein für die Relevanz von Alphabetisierung zu schaffen?

Wir befinden uns in einem Fünf-Jahres-Programm. Nach der Wahl des Gemeinderates, muss dieser ein Fünfjahresprogramm erstellen. In unserem Programm gibt es eine Alphabetisierungskomponente und eine Bildungskomponente. Innerhalb unseres Rates haben wir eine Bildungskommission eingerichtet. Die Rolle dieser Kommission ist es, in die Dörfer zu gehen und dort das Bewusstsein zu schärfen, um darauf zu bestehen, dass die Kinder in die Schule gehen. Außerdem dafür, dass diejenigen, die über das Schulalter hinaus sind, sich ihrer Alphabetisierung annehmen und im non-formalen Bildungsbereich aktiv werden. Dies ist die erste Aufgabe. Die zweite Aufgabe dieses Komitees ist es, dieenigen Menschen zusammenzubringen, die eine Ausbildung erhalten haben, um gemeinsam Arbeitsplätze zu schaffen. Ohne Berufsausbildung werden keine Arbeitsplätze geschaffen. Daher gehört es auch zu ihren Aufgaben, das Bewusstsein für die Berufsausbildung zu schärfen.

Wie sieht Ihre Vision von Erwachsenenbildung und Alphabetisierung in fünf Jahren aus?

Wie ich schon sagte, haben wir in unserem Fünfjahresprogramm geplant, fünf Alphabetisierungszentren zu bauen und zu eröffnen. Aktuell sind wir bei 9. Ich kann also sagen, dass wir sogar über das hinausgegangen sind, was geplant war. Mein Wunsch ist es, dass es in jedem Dorf ein Bildungszentrum gibt, damit die Menschen befähigt werden, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Das ist also unser Ziel und wir arbeiten daran.